Die traditionelle chinesische Therapie (TCM) zählt zu den ältesten alternativen Behandlungsmethoden in der Geschichte der Menschheit. Eine wichtige Säule der TCM bildet die Akupunktur. Erste Erwähnung in der Literatur findet das heilende Verfahren durch das Stechen von Nadeln bereits vor gut 2000 Jahren.
Die TCM sieht den Menschen als Abbild einer natürlichen Harmonie, der den Platz zwischen Himmel und Erde, zwischen Yin und Yang einnimmt. Das grundlegende Wirkprinzip der Akupunktur basiert auf der Annahme, dass unser Körper durch bestimmte Energiebahnen, den sogenannten Meridianen, durchzogen wird.
Auf diesen Bahnen fließt die Lebensenergie ‚Qi‘ in zyklischer Abfolge zwischen Yin und Yang.
Bei Krankheit oder Schmerzen liegt laut TCM Lehre ein gestörter Energiefluss und damit eine Störung des Harmoniegefüges vor. Durch gezielte Nadelstiche, die sanft und schmerzarm auf definierten Punkten der Meridiane gesetzt werden, ist es möglich, den Fluss der Lebensenergie anzuregen und den Organismus wieder in einen Zustand der Harmonie zu bringen.
Die Akupunktur ist als eine ganzheitliche Therapie anzusehen. Sie wirkt sich positiv auf die Selbstheilungskräfte aus und führt in ihrer Gesamtheit zu einer seelischen und körperlichen Harmonie.
Die Akupunktur wird bei einer Vielzahl von Erkrankungen als alternatives Therapieverfahren zur Schulmedizin sehr erfolgreich eingesetzt.
Speziell im Bereich der Orthopädie findet sie ein vielfältiges Anwendungsspektrum. Nahezu alle akuten und chronischen Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule und der anderen Gelenke können wirksam und relativ schnell behandelt werden.
Ohrakupunktur
Die Ohrakupunktur stellt im Vergleich zur traditionellen Körperakupunktur ein sehr junges Therapieverfahren dar.
Der französische Arzt, Dr. Paul Nogier, gilt als Begründer der modernen Ohrakupunktur. Zusammen mit seinem Freund, Dr. Amathieu, hat er sich früh auf die Behandlung von Patienten mit Rückenschmerzen spezialisiert.
Mitte des letzten Jahrhunderts konnte er eine zufällige, aber bahnbrechende Beobachtung machen. In den Ohren vieler seiner Patienten, die wegen akuten oder chronischen Rückenschmerzen behandelt wurden, konnte er an bestimmten Stellen des Ohres Narben feststellen. Auf Nachfrage berichteten seine Patienten, dass sie aufgrund von Ischiasschmerzen von Naturheilkundigen mit einem Eisenstab verbrannt wurden. Innerhalb kürzester Zeit, so wurde ihm von einer Vielzahl seiner Patienten berichtet, sei eine deutliche Beschwerdelinderung eingetreten.
Dieses Wissen machte sich Nogier zu eigen und führte daraufhin selbst einige erfolgreiche Kauterisationen durch. Das eher schmerzhafte Verfahren der punktuellen Ohrverbrennung hat Nogier später durch das Stechen von Nadeln ersetzt.
Sein großes Interesse an der Ohrakupunktur ließ ihn in seiner weiteren ärztlichen Tätigkeit erkennen, dass nicht nur Ischiasbeschwerden sondern auch andere schmerzhafte Körperstellen mit der Ohrakupunktur behandelt werden können.
Diese Erkenntnis basiert auf der intuitiven Vorstellung, dass die Ohrmuschel einem auf dem Kopf stehenden Embryo entspricht. Hierdurch lässt sich eine genaue Zuordnung von definierten Ohrpunkten auf den entsprechenden Körperbereichen abbilden.
Die Ohrakupunktur stellt heute als alternatives Therapieverfahren, speziell in der Behandlung von akuten Schmerzen des Bewegungsapparates, eine zusätzliche und wichtige Behandlungsoption der modernen konservativen orthopädischen Therapie dar.
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